Die trilaminäre Embryonalscheibe

Mit der Entstehung des Primitivstreifens (S6) werden pluripotente Zellen des Epiblast transformiert in Zellen des embryonalen Entoderms und Mesoderms. Diese Zellen verlassen im Bereich des Primitivstreifens und des Primitivknotens den Verband des Epiblast und breiten sich schichtförmig unter dem Epiblast aus. Sie ersetzen den Hypoblasten durch das Entoderm und bilden zwischen dem Epiblasten und dem Entoderm das Mesoderm als mittleres Keimblatt. Die verbleibenden Zellen des Epiblasten werden zum Ektoderm. Die Embryonalscheibe besteht dann aus drei Blättern: Ektoderm, Mesoderm und Entoderm. Sie wird deshalb trilaminäre Embryonalscheibe genannt. Die gemischte Population von Zellen, die sich zwischen Epiblast und embryonalem Entoderm niederlassen, wird solange als Mesoblast bezeichnet, bis ihre spezifische Bestimmung klar ist. Die Begriffe Mesoderm und Mesenchym werden oft synonym gebraucht.
Aus den Keimblättern gehen alle Gewebe und Organe des Körpers hervor. Die meisten Organe werden jedoch von mehr als nur einem Keimblatt gebildet. Dementsprechend sind Keimblätter und Gewebe zu unterscheiden. Unter Keimblatt versteht man eine zusammenhängende blattförmige Schicht von gleichartigen Zellen, die als erste Differenzierung des Embryoblasten auftritt. Gewebe sind hingegen Verbände von gleichsinnig differenzierten Zellen zusammen mit spezifischen nichtzellulären Strukturen, z.B. Interzellularsubstanz.
Es gibt zwei Grundtypen von Geweben: Grenzgewebe (Epithel, Diathel) und Binnengewebe (Mesenchym, embryonales Bindegewebe). Grenzgewebe begrenzen innere oder äußere Oberflächen und trennen Phasen verschiedener Zusammensetzung. Binnengewebe besetzen den Raum zwischen den Grenzgeweben. Neben diesen beiden Grundtypen unterscheidet man vier Gruppen von Geweben: 1. Epithelgewebe, 2. Bindegewebe (inklusive Blut, Knorpel und Knochen), 3. Muskelgewebe und 4. Nervengewebe.