Humanembryologie und Teratologie

Lehrtext  1: Fertilisation und Präimplantationsphase  6: Kompaktion

Kompaktion

Die Zygote und die ersten Blastomerenzellen sind totipotent. Unter Totipotenz versteht man, dass jede dieser Zellen sich zu einem ganzen Embryo entwickeln kann. Zwischen dem Acht- und Sechzehnzellstadium geht die Totipotenz verloren. Der Übergang von der Totipotenz zur Pluripotenz erfolgt jedoch nicht abrupt. Je weniger Zellteilungen erfolgt sind, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass noch Totipotenz besteht. Mit dem Verlust der Totipotenz sind die einzelnen Zellen des Embryos nur noch pluripotent, d.h. sie können sich nicht mehr zu einem ganzen Embryo entwickeln, sondern nur noch zu den verschiedenen Zelltypen, die im Embryo und im Körper der Erwachsenen vorkommen. Zugleich kommt es zu ersten morphologisch erkennbaren Differenzierungen der Blastomerenzellen. Im Zwölfzellstadium wurde erstmals eine zentrale Blastomere beobachtet, die vermutlich embryoblastisch ist, d.h. zur Bildung des Embryoblasten beiträgt.
Zellteilungen können jetzt radiär (senkrecht zur gemeinsamen Oberfläche an der Zona pellucida) oder tangential (parallel zu dieser Oberfläche) erfolgen. Bei radiär eingestellten Teilungen entstehen zwei polar organisierte Tochterzellen, die an der Oberfläche bleiben. Bei tangentialer Teilungsebene entsteht eine polare oberflächliche Zelle und eine unpolare innere Tochterzelle, die in dem inneren Stoffwechselmilieu einen anderen Differenzierungsweg einschlägt. Während die äußeren Zellen den Trophoblasten bilden, entsteht aus den inneren Zellen der Embryoblast.
Die Zellen festigen ihren Zusammenhalt auch in morphologisch erkennbarer Form (Kompaktion oder Konsolidierung) und rücken enger zusammen. Es entstehen spezialisierte Verbindungen zwischen den außen liegenden Zellen des Trophoblasten (tight junctions, Zonulae occludentes), wodurch die inneren Zellen des Embryoblasten von dem äußeren Milieu abgeschirmt werden und sich in ihrem eigenen Milieu differenzieren. Die äußeren Zellen erscheinen morphologisch polarisiert, weil sie an der äußeren Oberfläche Mikrovilli ausbilden, an den seitlichen Flächen die genannten Kontakte herstellen und im Inneren eine asymmetrische Verteilung der Zellorganellen aufweisen.

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